Pflegebegleiterin als Initiatorin einer Selbsthilfegruppe – ein Erfahrungsbericht, der Mut macht

Von einer Freundin angesprochen, ob ich mit ihr zusammen als freiwillige „Pflegebegleiterin“ eine Gruppe eröffnen wollte, in der sich pflegende Angehörige austauschen können, war ich ganz gespannt auf das erste Treffen. Es waren fünf pflegende Angehörige gekommen mit ganz unterschiedlichen alltäglichen Pflegebelastungen: eine Mutter, die sich um 2 behinderte Kinder kümmerte und zusätzlich noch ein weiteres Kind hatte, ein älterer Ehemann, der seine blinde und demenzerkrankte Frau pflegte sowie drei Frauen, die für ihre jeweils unterschiedlich schwerkranken Ehemänner sorgten.

Es kristallisierte sich heraus, dass die Aufgaben häuslicher Pflege  und Betreuung sehr unterschiedlich bewältigt werden. Wie gut tat es den Angehörigen, ihre Probleme zu schildern und sich gegenseitig Tipps zu geben. Auch wir als „Pflegebegleiterinnen“ konnten Hilfestellungen im alltagspraktischen Bereich geben, sei es mit dem Hinweis auf  Pflegehilfsmittel oder auf eine Möglichkeit der Tagesbetreuung in einem Altenheim.

Ganz wichtig ist und war aber, immer ein offenes Ohr zu haben und wahrzunehmen, wie die augenblickliche Situation der einzelnen Teilnehmenden sich darstellt. 

Es ist schon eine große Hilfe, wenn ein pflegender Angehöriger schildern kann, was ihm Kummer macht, aber auch, wie er mit den Belastungen fertig wird. Immer wieder kommt zur Sprache, dass auch er ein Recht darauf hat, sich Freiräume zu schaffen. Es ist beeindruckend, ja zuweilen auch erschütternd, wie sich die einzelnen Menschen für ihre Angehörigen aufopfern, sich dabei jedoch selbst oftmals vergessen. Wir „Pflegebegleiterinnen“ weisen immer wieder darauf hin, dass die pflegenden Angehörigen sich um sich selbst kümmern dürfen, ja sogar müssen.

Für zwei Frauen aus der Gruppe hat sich die Situation inzwischen so verändert, dass die Angehörigen verstorben sind. Dennoch kommen sie gern weiter zu den Gruppentreffen – hier haben sie über die Zeit hin Vertrauen gefasst und werden in ihrer Trauerarbeit aufgefangen. Sie legen weiterhin Wert darauf, in der Gruppe zu bleiben und ihre Sorgen mit uns zu teilen. 

Für mich kann ich sagen, dass jede Begegnung wichtig geworden ist. Ich bewundere die liebevolle Sorge der pflegenden Angehörigen, ihr Talent, die Tage mit den vielfältigen, oft schwierigen Herausforderungen zu bewältigen. Wenn ich nach einem Treffen nach Hause komme, habe ich stets das Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben. Wie schön, dass ich erleben darf, wie gut das tut, sich gegenseitig in schwierigen Situationen beizustehen.

Cathy R.