Pflegebegleitung ist bürgerschaftliches Engagement rund um Alter, Gesundheit und Pflege. Es zielt auf Unterstützung und Begleitung pflegender Angehöriger. In einem bundesweiten „Netzwerk Pflegebegleitung“ zusammengeschlossen setzen sich derzeit Organisationen, Professionelle und Ehrenamtliche mit ihrem Begleitungsangebot gemeinsam für ein gutes Leben unter den Bedingungen von Alter, Pflege und Unterstützungsbedarf ein.
Psychosoziale Begleitung durch Engagierte für Gesundheit bei Alter und Pflege – eine Zukunftsaufgabe!
Angesichts dessen, dass sich die Zahl der Personen über 65 Jahre bis 2050 weltweit mehr als verdoppelt (siehe Veröffentlichung des UN-Berichts „World Population Ageing 2020 Highlights“) und es in Deutschland ca 5 Millionen anerkannt Pflegebedürftige gibt (Stand 2023, Statistisches Bundesamt), wird Begleitung in besonders schwierigen Lebenssituationen des Älterwerdens zu einer wichtigen gesellschaftlichen Zukunftsaufgabe. Hierzu leistet bürgerschaftliches Engagement einen bedeutsamen Beitrag.
Pflegebegleitung – Engagement speziell für pflegende Angehörige
Im Rahmen eines Modellprojektes 2004 – 2008 ist Pflegebegleitung als ehrenamtliche Unterstützung speziell für pflegende Angehörige konzipiert worden – Angehörige waren Anfang des Jahrtausends noch zu selten im Blick. Deshalb ist die Tätigkeit der Freiwilligen darauf gerichtet, ein „offenes Ohr“ für all diejenigen zu haben, die sich privat um Hilfs- und Pflegebedürftige kümmern: „Wir lassen die pflegenden Angehörigen, Freunde und Nachbarn zu Wort kommen, erörtern mit ihnen Entlastungsmöglichkeiten, knüpfen Verbindungen zu anderen Helfern und sind einfach als Ansprechpartner da – zum Mitdenken, Trösten, Mitfühlen und Pläne machen, wie Pflege auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Wir wollen speziell für dieses Anliegen gute Nachbarn sein, und das alles unentgeltlich“ – so beschreibt ein Pflegebegleiter sein Engagement. Begleitung ermöglicht Kontakt und Rückhalt in Beziehungen – dies war in Corona-Zeiten ganz besonders wichtig. Das Engagement „Pflegebegleitung“ ist inzwischen gesetzlich anerkannt (§ 45 c SGB XI).
Zukunftsplanungen – unterschiedliche Begleitungsansätze gemeinsam!
Da sich Engagement besonders dort gut entwickelt, wo verschiedene ehrenamtliche Unterstützungsleistungen aus einer Hand angeboten werden, ist Kooperation und Vernetzung mit unterschiedlichen Begleitungsprofilen im Bereich Gesundheit, Alter, Pflege und Technik geplant – sowohl auf Bundesebene als auch für einzelne Bundesländer, z.B. NRW. Die speziellen Anliegen der unterschiedlichen Engagementprofile wie Senioren- oder Patientenbegleitung, Pflegebegleitung in Unternehmen und Familienbegleitung oder auch Technik- und Robotbegleitung, Gesundheits- und Genesungsbegleitung sollen in einem neu gestalteten Internetportal öffentlich sichtbar gemacht werden (siehe dazu weitere Infos unter „Hintergrundwissen“ auf dieser Website). Auch wenn die für das Frühjahr 2023 geplante Zusatzqualifizierung für Multiplikator*innen an der Hochschule für Gesundheit in Bochum abgesagt werden musste: Ziel bleibt, das Engagement im Bereich Gesundheit, Alter und Pflege und Medienkompetenz gezielt und nachhaltig weiter zu verbreiten und seine Qualität zu sichern. In Kooperation mit interessierten Akteuren und Organisationen wollen wir das freiwillige Engagement im Bereich Gesundheit, Alter und Pflege auch unter Nutzung digitaler Technologien in seinen unterschiedlichen Facetten weiterentwickeln – im Sinne eines Wohlfahrts- und Pflege-Mix „Hand in Hand“, um die Betroffenen vor Ort nach besten Kräften zu unterstützen und zu stärken.
Inzwischen hat sich in Bochum (NRW) eine Vernetzungs-Initiative – das BegleiterNetzwerk Bochum – formiert. Aktuelles dazu weiter unten.
Warum diese Erweiterung der Perspektive auf Engagement für Gesundheit, Alter und Pflege und die Unterstützung bei der Nutzung digitaler und technischer Assistenzsysteme?
Es hat sich gezeigt, dass insbesondere durch Älterwerden und Pflegen im privaten Bereich Menschen und Familien vor vielfältige Herausforderungen gestellt sind, für die es unterschiedliche Unterstützungsformen braucht. Ein aktueller Bedarf besteht hinsichtlich einer Unterstützung bei der Nutzung von Technik zur Gestaltung des Alltags und Teilhabe am öffentlichen Leben (Stichwort: Digitale Mündigkeit). Deshalb erscheint es notwendig, Engagement zwar auf einzelne Tätigkeitsfelder spezialisiert, aber dann doch organisatorisch „aus einer Hand“ anzubieten. Dazu gehört eine speziell Vorbereitung auf das jeweilige Engagement als auch eine enge Zusammenarbeit mit anderen Freiwilligenprofilen und -Initiativen und Netzwerken vor Ort. Mit dem Begriff des BegleiterNetzwerks wollen wir einen neuen Akzent setzen, damit sich ehrenamtliche Begleitung „Hand in Hand“ entwickeln kann. Intendiert ist, durch ein neues gemeinsames Internetportal und eine (geplante) Zusatzqualifizierung zum „Freiwilligen-Management“ an der Hochschule für Gesundheit in Bochum bestehende oder geplante Strukturen auf Landes- und Bundesebene zu stärken. Starke und verlässliche Unterstützer*innen und Kooperationspartner*innen für einzelne Aktionen sind herzlich willkommen.
Gemeinsamer Netzwerk-Start in Bochum 2023 gelungen – wer macht noch mit?
Der Plan zur Netzwerkentwicklung lautet: zunächst in Nordrhein-Westfalen zu beginnen, von Bochum ausgehend, im überschaubaren Rahmen zu beginnen. Im Prinzip sind aber auch alle interessierten Organisationen und zivilgesellschaftlichen Initiativen in anderen Bundesländern, also in Deutschland, zur Beteiligung eingeladen. Gemeinsames Anliegen soll sein: Strukturentwicklung für Begleitung auf Augenhöhe, Beziehungspflege, Ermutigung zur Eigen- und Mitverantwortlichkeit im Bereich Gesundheit, Alter und Pflege und Nutzung technischer Assistenzsysteme zu stärken und zu verbreiten. Organisationen, Kommunen, Professionelle und Ehrenamtliche können sich melden und mitwirken. Sie sollten das gemeinsame Ziel verfolgen, durch ein facettenreiches Engagement das Miteinander der Generationen zu beleben und zu festigen und vor Ort Hilfe- und Unterstützungsnetzwerke zu bilden: damit im „Ernstfall Pflege“ und „Einsamkeit“ sowie „Hilfebedarf im Alter“ keiner allein bleibt. Hier werden vernetzte und verlässliche Strukturen benötigt, auch in Form einer Servicestelle, damit Begleitungs-Engagement seine Qualität behält und verlässlich arbeiten kann.
Was bisher geschah…
Bisher haben 10 Zoom-Konferenzen auf Landes- und Bundesebene stattgefunden – Vertreter*innen der verschiedenen Begleitungsprofile (vorwiegend aus NRW) haben miteinander über die gemeinsamen Ziele und das gemeinsame Vorgehen diskutiert. Vorgestellt wurden die Vorbereitungen für die Zusatzqualifizierung „Freiwilligen-Management“ an der Hochschule für Gesundheit in Bochum. Sodann wurde ein Plan zur gemeinsamen Entwicklung der Website erstellt. Leider mußte die Zusatzqualifizierung für 2023 abgesagt werden. Dennoch verfolgen wir die Idee weiter: HS-Gesundheit_Flyer_Freiwilligen_Management
Die nächsten Schritte in 2024 im regionalen Bochumer BegleiterNetzwerk
Gefördert durch den VdeK-NRW sind hier Maßnahmen möglich, z.B. die Erstellung einer Website und ein gemeinsamer Kurs zur Vorbereitung auf das Begleitungs-Engagement. Dieser ist für November 2024 geplant. Alle Interessierten, die sich an der Gestaltung der Begleiter-Zukunft engagieren wollen, sind eingeladen, mitzuwirken. Auch alle diejenigen, die in anderen Städten ein Begleiter-Netzwerk implementieren wollen, können sich gerne bei uns melden.
Bitte besuchen Sie die Website: https://begleiter-netzwerk-bochum.de
Wir unterstützen Sie gerne. Kontakt: info@begleiter-netzwerk-bochum.de
Ansprechpartnerin für Forschungsanliegen: Prof. Dr. Renate Schramek Netzwerkstelle@hs-gesundheit.de
Weitere Informationen zu Pflegebegleitung:
- Zwei Geschichten über geglückte Pflegebegleitungen – von einer Pflegebegleiterin aufgezeichnet – finden Sie hier Geglückte Pflegebegleitungen
- Wenn Sie Interesse daran haben, eine Pflegebegleitungs-Initiative aufzubauen, können Sie im Buchhandel das aktuelle „Handbuch Pflegebegleitung“ (Pabst-Verlag 2015) erwerben Bubolz-Lutz_Pflegebegleitung_Umschlag
- Wenn Sie etwas über die Aktualität des Anliegens „Pflegebegleitung“ erfahren wollen, dass nämlich jeder 10. Bundesbürger ab 17 Jahre mit Pflege eines Angehörigen befasst ist (Stand Ende April 2019) zur Website Ärztezeitung
- Wenn Sie etwas über die Notwendigkeit des Aufbaus von Strukturen erfahren wollen, können Sie hier den kritischen Artikel vom September 2020 von Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz einsehen newsletter-19-bubolz-lutz_final
- Wenn Sie etwas über den Lernansatz der Begleitungsprofile wissen wollen, können Sie den Artikel zum Motivations-Orientierten Lernen hier abrufen https://www.b-b-e.de/fileadmin/Redaktion/05_Newsletter/01_BBE_Newsletter/2022/07/BBE-Newsletter-14-Schramek_Bubolz-Lutz.pdf
Prof. Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Sprecherin und wiss. Begleitung des Netzwerk Pflegebegleitung auf Bundesebene: elisabeth@bubolz-lutz.de