Unternehmen engagieren sich – „Care Support“ der Firma Henkel

„Care Support“ Pflegebegleitung im Unternehmen – ein Angebot für pflegende Mitarbeiter*innen und Pensionäre

Seit vielen Jahren bietet die Firma Henkel – zusätzlich zu bestehenden Angeboten der Mitarbeiter*innen-Beratung in besonderen Lebenslagen – Care Support an: zur Unterstützung pflegender Mitarbeiter*innen und Pensionäre.

Näheres im Flyer Care Support Henkel , ebenso in der Henkel-Zeitschrift S. 14 und 15  netz_2015_03

Seit 2019 hat das Angebot ein anderes Gesicht – und ist jetzt mit dem „Generationennetzwerk“ neu und breiter aufgestellt. Angeboten werden nun verschiedene Formate rund um die Lebensgestaltung im Zusammenleben und gemeinsamen Arbeiten der verschiedenen Generationen.

So laden die Sozialen Dienste einmal im Monat zu „Lunch and Learn“ ein. Zusätzlich werden Informationsveranstaltungen zu Themen wie „Testamentserstellung“ angeboten.

Die Formate der Veranstaltungen im Einzelnen:

Lunch  &  Learn   –  themenorientierter Input durch einen Referenten in einer verlängerten Mittagspause

Impulslunch   –  gemeinsam lunchen und dabei angeleitet über ein Thema diskutieren

Infoveranstaltungen   –  Input eines Experten zu psychosozialen und sozialrechtlichen Themen in der Regel von 16.00-18.00 Uhr

Seminare und Workshops – themenbezogene Zusammenarbeit in der Gruppe mit Moderation und diversen Methoden

Gesprächsgruppe für pflegende Mitarbeiter*innen – dieses Angebot ist für 2022 in Planung, da sich angesichts der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie für pflegende Angehörige besondere Herausforderungen ergeben. Diese können dann in einer monatlichen offenen Gesprächsrunde thematisiert werden. 

Newsletter rund um die Pflege

Die neuen Formate werden von Prof. Dr. Bubolz-Lutz wissenschaftlich begleitet und evaluiert. 

Anmeldung und Information: regina.neumann@henkel.com 

Zum Ansatz von „care support“

Die monatlichen Gruppentreffen von Care Support sind kontinuierlich gut besucht: es nehmen jeweils etwa 15 – 20 Personen teil – Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Firma Henkel und Mitglieder des Henkel Pensionärsvereins. Die Teilnehmenden sind zwischen 46 und 84 Jahre alt.

Qualifizierte Moderatorinnen, Experten und eine wissenschaftliche Begleitung

Die Moderation der regelmäßig stattfindenden Gesprächsangebote in der Gruppe übernimmt ein eingespieltes Team: Dipl.-Pädagogin Regina Neumann-Busies (Managerin „Human Ressources“, Soziale Dienste Henkel) und Dipl. Sozialarbeiterin Gabriele Eggert (Case-Managerin, Gemeinschaft der Henkel-Pensionäre e.V., Mitarbeiterin der AWO Düsseldorf). Sie bereiten die Treffen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten vor und laden jeweils auch Experten ein, wenn es um Spezielles geht – wie etwa um den Umgang mit Demenzerkrankten oder rechtliche Fragestellungen.

Der Aufbau von „Care Support“ wird durch eine wissenschaftliche Begleitung unterstützt: Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Professorin für Geragogik (Universität Duisburg-Essen/ FoGera) gibt Anregungen zur Gestaltung der Treffen, stellt Hintergrundwissen zu Verfügung, evaluiert die einzelnen Gesprächsrunden und gibt den Leitenden Rückmeldungen speziell im Hinblick auf die Resonanz der teilnehmenden Mitarbeiter und Pensionäre. Zudem knüpft sie die Fäden zur Bekanntmachung des Projektes in Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Pflegende Mitarbeiter*innen unterstützen und stärken

„Care Support“ versteht sich als ein spezielles Angebot zur Förderung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf und zur Unterstützung früherer Henkel-Mitarbeiter, die jetzt in ihrem Ruhestand Pflege- und Sorgeaufgaben übernehmen. Wie kann man bei einem Leben mit Pflege die Balance halten – darum geht es in diesem facettenreichen Programm. Sorgsames Ausbalancieren ist notwendig, denn die Erfahrung zeigt: wenn die Pflege zu viel Kraft fordert, gerät die Gesundheit in Gefahr – und auch die Einsatz- und Arbeitsfähigkeit der pflegenden Angehörigen leidet. So erscheint es sehr sinnvoll, dass das Unternehmen hierzu unterstützende Maßnahmen anbietet.

Monatliche offene Treffen

„Care Support“ versteht sich als offenes Angebot – entsprechend wird immer wieder  in der Firmenzeitschrift oder in den Beratungsgesprächen der Sozialen Dienste zur Teilnahme eingeladen. Die Teilnehmenden erhalten vielfältige Möglichkeiten der Mitgestaltung der Treffen: Sie wählen die Themen aus. An der Gestaltung der Treffen sind sie aktiv beteiligt – es besteht Gelegenheit, an eigene Erfahrungen anzuknüpfen, drängende Fragen zu stellen und sich innerhalb der Gruppe mit anderen Pflegenden auszutauschen. Dieser Austausch an Erfahrungen und das „Mit anderen darüber sprechen können“ wird – so die Ergebnisse der Begleitforschung – in besonderer Weise geschätzt.  Bei der Bearbeitung der Themen wird der starke Praxis- und Alltagsbezug besonders geschätzt.

Neue Schwerpunkte – von Jahr zu Jahr unterschiedlich

Entsprechend den Wünschen und Anregungen der Teilnehmenden sind bisher in jedem Jahr unterschiedliche Schwerpunktsetzungen für dieses Informations- und Bildungsangebot gewählt worden: Im ersten Jahr stand das Anliegen der Selbstsorge bei der Pflege zu Hause im Vordergrund: Wie kann ich mich selbst vor Überforderung schützen? Wie kann ich das familiale Pflegegeschehen verstehen und angemessen reagieren? Im zweiten Jahr kam das Thema „Kennenlernen von Dienstleistungen zur Unterstützung häuslicher Pflege hinzu: Wo kann ich im Raum Düsseldorf Hilfe erhalten? Hierzu wurden unter anderem ein Pflegeheim und ein Hospiz in Firmennähe besucht. Diese Exkursionen stießen bei den Teilnehmenden auf äußerst positive Resonanz. So hieß es etwa, vorher sei die Sicht auf solche Einrichtungen von Vorurteilen geprägt gewesen. Nach den Besichtigungen habe man dazu eine neue Einstellung gewinnen und die Hemmschwelle gegenüber Einrichtungen senken können. In 2012, dem dritten Jahr von „Care Support“, hat sich die Perspektive noch einmal entscheidend erweitert. Unter dem Motto „Alter neu denken“ kamen zu den persönlichen und beruflichen Belangen auch die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Pflege durch Berufstätige in den Blick: Wo sehen wir konstruktive Ansatzpunkte der Politik zur Verbesserung der Lebenssituation pflegender Mitarbeiter? Welche Ausgestaltung wünschen sich die Mitarbeiter von der Firma?  Gleichermaßen geht es auch um die Gestaltung des eigenen Älterwerdens: Wie können wir unser eigenes Leben im Alter gestalten? Welche Möglichkeiten gibt es, das eigene Alter mit anderen gemeinsam zu leben? Antworten auf diese Fragen wurden in einer Exkursion zur Senioren-Begegnungsstätte „Zentrum plus“ Holthausen in unmittelbarer Nähe der Firma Henkel gesucht. Im kommenden Jahr wird das Motto „Gut leben mit Pflege“ im Fokus stehen.

Die verschiedenen Themenkreise bauen aufeinander auf. Raum bleibt immer für persönliche Fragestellungen und einen Gedankenaustausch der pflegenden Angehörigen untereinander.

Teilnehmende Mitarbeiter*innen und Pensionäre berichten von positiven Effekten

Die Begleitforschung erhebt in regelmäßigen Abständen die von den Teilnehmenden selbst wahrgenommenen Wirkungen. Es sind ausnehmend positive Wirkungen zu verzeichnen, vor allem ein deutlich reduziertes Belastungserleben.  Als konstruktiv erlebte Merkmale von „Care Support“ benannt wurden ausdrücklich: die auf Problemlösung ausgerichteten Hilfestellungen, die Offenheit des Austausches, die interessanten Gast- bzw. Fachvorträge sowie die Exkursionen.

Nach Ablauf des zweiten Jahres berichteten vor allem diejenigen, die bereits von Anfang an kontinuierlich an Care Support Treffen teilgenommen haben: Vorher fühlten wir uns stärker Fremdeinflüssen ausgesetzt – jetzt haben wir eine Strategie und können eigenständig mit der Pflegesituation umgehen.

Grundsätzlich geben alle Teilnehmenden an, sie hätten einen Wissenszuwachs in Sachen Pflege und eine größere Einsicht in ihre persönlichen Schwierigkeiten bezüglich der Pflege bekommen. Sie wüssten nun besser, wie sie damit umgehen könnten. Auch geben sie an, nun mehr auf sich zu achten, sich nicht zu überfordern und wieder etwas mehr „Mut gefasst“ zu haben.

Innerhalb der Gruppe zeichnen sich unterschiedliche Entwicklungen ab: auf der einen Seite kommen immer wieder neue Interessierte hinzu – auf der anderen Seite verändert sich die Lebenssituation der teilnehmenden pflegenden Angehörigen.  Auch wenn die Partner versterben, sind sie weiter in der Gruppe willkommen und finden dort die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen bei der Neuorientierung und Erholung nach langen Jahren der Sorge und Pflege zu berichten und zu reflektieren.

Das Besondere von „Care Support“

Angesprochen auf die Besonderheit des Henkel-Angebotes verweist die wiss. Begleitung auf Studienergebnisse, die sich mit der schleppenden Beteiligung an Gruppen pflegender Angehöriger auseinandersetzen. Hieraus wird der Unterschied zu „Care Support“ deutlich. Angehörige von ursprünglichen Selbsthilfegruppen berichten davon, dass sie sich durch die Probleme der anderen oft „erdrückt“ fühlten. Dieses Phänomen lässt sich bei „Care Support“ nicht beobachten, denn hier handelt es sich um ein thematisch ausgerichtetes Bildungs- und Gesprächsangebot. Das von der Gruppe gewählte Thema wird von den Lernbegleiterinnen aufbereitet – das Gruppengespräch wird moderiert. Die beispielhaft vorgestellten Probleme werden als Herausforderungen definiert, die man gezielt angehen kann. Gemeinsam gesucht wird nach Modellen zum Verständnis der Situation, nach verschiedenen Perspektiven, mit denen man das Problem definieren könnte und nach erfolgreichen Strategien für eine konstruktive Problemlösung. So werden stets Verständniskategorien und Handlungsoptionen angesprochen – die beste Möglichkeit, um bei den Teilnehmenden ein Erleben von Selbstwirksamkeit zu fördern.

In der Eingebundenheit der Gruppe werden Frage- und Problemstellungen oft erstmals formuliert – und dann von den Teilnehmenden „gedreht und gewendet“ –  in einer Atmosphäre von Wertschätzung. Abwertungen und Urteile sind nicht erlaubt – nach diesen selbst formulierten Regeln richtet sich die Gruppe aus. Sie hat im Verlauf von inzwischen 2 ½ Jahren eine erstaunliche Tragfähigkeit entwickelt.

Das Unternehmen profitiert

Das Unternehmen zielt mit dem Angebot auf den Erhalt von Gesundheit und Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Die Entwicklungen zeigen, dass „Care Support“ in diese Richtung hin wirkt:

  • Über den Besuch der Care Support-Gruppe wird persönliche Beratung angefragt, so dass es zu passgenauen Problemlösungen kommen kann
  • Die Mitglieder des Pensionärsvereins erleben das Angebot als ein wichtiges Signal der Zugehörigkeit zum Henkel-Konzern und ihrer nachhaltigen Fürsorge.

Zu den Effekten von Care Support für die Firma Henkel äußerte sich bei der Zwischenbilanzierung ein Teilnehmender so: „Jetzt haben wir den Kopf freier – insofern hat sich unsere Produktivität wieder gesteigert, sowohl privat als auch beruflich.“

 Care Support – beispielhaft für andere Unternehmen

Care Support erweist sich als Vorbild für andere: die Firma Henkel kommt als familienfreundliches Unternehmen ins Gespräch – als innovatives Angebot weckt es Interesse auch in Rundfunk und Presse. Dies zeigt sich in

  • Artikeln und Zeitschriften, z.B. FAZ „Beruf und Chance“ , Wirtschaftswoche, Financial Times Deutschland 2010,
  • Erwähnung bei Vorträgen, z.B. im Landtag Mai 2011,
  • Einladungen und Gesprächen mit der Politik, z.B. dem damaligen Gesundheitsminister Rösler 2010.

Care Support – relevant für die Zukunft

Das innovative Gesprächs- und Unterstützungsangebot für pflegende Mitarbeiter und Pensionäre hat Relevanz für die Zukunft – Pflege in der Familie wird zunehmend zur Aufgabe der Generationen. Diese Facette des demografischen Wandels rückt erst langsam in den Fokus der Personalplanung. Dabei sind es nicht nur die älteren Mitarbeiter, die Pflegeaufgaben übernehmen. Care Support bringt Pflege ins Gespräch – und ermöglicht es dem Unternehmen, schnell und individuell zu reagieren, wenn das Leben der Mitarbeiter durch Pflegeanforderungen aus dem Lot gerät. Ab 1. Juli 2015 sind neue Akzente gesetzt worden: Nun geht es nicht nur um das Pflegethema, sondern um Strategien zur Gestaltung der zweiten Lebenshälfte. Neben den monatlichen Treffen, die vor allem dem persönlichen Austausch und der Auseinandersetzung mit altersrelevanten Fragestellungen dienen, werden Großveranstaltungen zur Information aller Henkel-Mitarbeiter*innen und Henkel-Pensionäre zu aktuellen Entwicklungen in Bezug auf den Umgang mit Alters- und Pflegefragen angeboten. Eingeladen sind auch interessierte Gäste oder Angehörige. Zudem wird im internen Netzwerk ein Newsletter zu Pflegethemen angeboten.